Online-Vortrag: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie – wie schaffen wir ein resilientes Gesundheitssystem?
Die COVID-19-Pandemie hat die Welt in den letzten Jahren erschüttert und gezeigt, wie anfällig unser Gesundheitssystem sein kann. Doch „eigentlich war die epidemiologische Bedrohung durch einen solchen Ausbruch vorhersehbar“, erklärte Professor Henn, Humangenetiker und Medizinethiker an der Universität des Saarlandes, in seinem Vortrag über die Lehren aus 3 Jahren Pandemie. Schon lange warnen Experten vor den Risiken neuer Krankheitserreger und einer möglichen weltweiten Verbreitung. Dennoch wurde die Bevölkerung von der Schwere und dem Ausmaß der Covid-19-Pandemie überrascht.
Kopfüber in die Pandemie
Ein entscheidendes Problem war die Konfrontation mit einem neuartigen Erreger, von dem bisher nur sehr wenig bekannt war. Die Forschung zu SARS-CoV-2 und den damit verbundenen Krankheitsbildern stand am Anfang vor großen Herausforderungen – es gab kaum Wissen über die Charakteristika des Virus und die optimalen Behandlungsstrategien. Das führte dazu, dass viele Experten und Expertinnen im Umgang mit der Pandemie auf das Prinzip „Learning by doing“ angewiesen waren. Diese Unsicherheit und der Mangel an klaren Behandlungsleitlinien gefährdeten Menschenleben und führten zu tragischen Verlusten. Zu diesen Umständen gesellte sich die drohende systemische Überlastung des Gesundheitswesens. Die steigenden Infektionszahlen führten zu einem Anstieg der Hospitalisierungen und intensivmedizinischen Behandlungen. Krankenhäuser waren oft nicht auf eine derartige Belastung vorbereitet und standen vor der Herausforderung, ausreichend Personal, Betten und medizinische Ressourcen bereitzustellen. Diese Überlastung des Gesundheitssystems hatte nicht nur Auswirkungen auf die Versorgung von COVID-19-Patienten, sondern auch auf andere dringend benötigte medizinische Leistungen.
Mit Prävention und Impfung zum Erfolg?
Präventionsstrategien waren von Anfang an ein breit genutztes Mittel um die um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. So wurden von staatlicher Seite drastische Maßnahmen ergriffen, darunter noch nie zuvor gesehene Lockdowns, Quarantänen und Impfkampagnen. Diese Maßnahmen waren oft mit erheblichen Einschränkungen der Bürger- und Menschenrechte verbunden. Der Zielkonflikt zwischen der Schnelligkeit, mit der auf die Pandemie reagiert werden musste, und der gründlichen Abwägung der Auswirkungen auf die individuellen Freiheiten war eine enorme Herausforderung.
Beeindruckend war jedoch die Geschwindigkeit, mit der ein Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelt wurde. Traditionell dauert die Entwicklung eines Impfstoffs etwa 10 Jahre oder länger. In diesem Fall konnten jedoch innerhalb von knapp einem Jahr mehrere effektive Impfstoffe auf den Markt gebracht werden. Dies war ein wichtiger Schritt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Bevölkerung zu schützen. Dennoch stellte dieser schnelle Entwicklungsprozess auch ethische Fragen hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe, insbesondere wie mit etwaigen Komplikationen umgegangen werden sollte.
Quo vadis?
Die COVID-19-Pandemie hat viele Mängel und Probleme in der Medizin aufgedeckt. Materielle Defizite, wie der Mangel an Verbrauchsmaterialien, Schutzausrüstung und medizinischen Geräten, haben die Versorgung der Patienten beeinträchtigt und das Risiko für das medizinische Personal erhöht. Diese Mängel können durch die Schaffung von Vorräten an Verbrauchsmaterialien und die Stärkung der nationalen und internationalen Lieferketten angegangen werden. Strukturelle Defizite, wie ein Mangel an Aus-, Fort- und Weiterbildung von Gesundheitspersonal in der Pandemiebekämpfung, haben gezeigt, dass in die Vorbereitung und Schulung der medizinischen Fachkräfte vermehrt investiert werden muss. Fehlende Regularien für Priorisierungen, Innovationen und Präventionen, haben die effektive und gerechte Verteilung von Ressourcen für die Erforschung und Behandlung von Sekundärschäden beeinträchtigt, diese müssen bereitgestellt werden, um die langfristigen Auswirkungen von Pandemien zu bewältigen.
Ein resilientes Gesundheitssystem sollte nicht nur in der Lage sein, auf akute Krisen zu reagieren, sondern auch langfristige Präventionsstrategien implementieren. Dies umfasst eine bessere Überwachung von Krankheitserregern, eine frühzeitige Erkennung und Reaktion auf potenzielle Bedrohungen sowie die Stärkung der öffentlichen Gesundheitssysteme weltweit.
Die COVID-19-Pandemie hat schmerzlich vor Augen geführt, wie anfällig die Gesellschaft für neue Krankheitserreger ist. Doch sie hat auch die Möglichkeit gegeben, aus diesen Erfahrungen zu lernen und das Gesundheitssystem zu stärken. „Es liegt an uns, aus dieser Krise zu lernen und die notwendigen Veränderungen umzusetzen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Menschen zu gewährleisten.“