Am 03. Mai fand der erste Videovortrag der neu konzipierten gemeinsamen Vortragsreihe „Vom Umgang mit Nebenwirkungen der Corona-Impfungen“ der Stiftung für Arzneimittelsicherheit in Zusammenarbeit mit dem House of Pharma and Healthcare e.V. statt. Als prominenter erster Redner konnte Herr Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Institut, gewonnen werden.
Prof. Cichutek präsentierte Daten und Prozessabläufe, die den interessierten Zuhörern einen guten Einblick in die Arbeit des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel gewährten. Als ausgebildeter Biochemiker und Virologe präsentierte er viele aufschlussreiche Details über Untersuchungen, die der breiten Öffentlichkeit während der Pandemie nur im Ergebnis vorgestellt worden waren. So wurden beispielsweise Untersuchungen zum Ausschluss des Einbaus einer in DNA umgewandelten mRNA ins Genom vorgestellt, mit denen dieser theoretisch denkbare Weg in vitro ausgeschlossen werden konnte – eine wichtige Arbeit, um bestehenden Vermutungen mit Fakten zu begegnen.
Eingegangen wurde auch auf die vielfältigen Kommunikationen des PEI während der Pandemie. Safety Reports, Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Aufklärungsmerkblätter usw. – Transparenz auch über die Sicherheit der zugelassenen COVID-19-Impfstoffprodukte herzustellen, liegt uns am Herzen, so Prof. Cichutek.
Ein wichtiger Punkt des Vortrages war die Erläuterung der Nebenwirkungsbeobachtung (Pharmakovigilanz) und der Erfolg des PEI bei der Erfassung von selbst sehr seltenen Nebenwirkungen, gefolgt von Maßnahmen zur Risikoreduktion. Durch das Spontanmeldesystem von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen gelingt es, Risikosignale schnell zu entdecken. Dabei lassen Verdachtsfälle keine direkten Rückschlüsse auf die Kausalität zur Impfung oder auf die Häufigkeit der unerwünschten Reaktionen zu, so Prof. Cichutek. Trotzdem seien Verdachtsfallmeldungen ausdrücklich erwünscht, um nach weiteren Untersuchungen tatsächliche Impfstoff-Nebenwirkungen zu identifizieren. Dies geschehe in der EU länderübergreifend, beispielsweise auch in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gremium bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Erkannte Nebenwirkungen sind mit ihrer Häufigkeit der jeweiligen Fach- und Produktinformation des jeweiligen Impfstoffprodukts zu entnehmen (https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/coronavirus-inhalt.html?nn=169730&cms_pos=5). Nebenwirkungen sind nicht gleich zu setzen mit Impfschäden (vgl. Infektionsschutzgesetz §2 Nr. 11); für Letztere ist das PEI nicht zuständig. Schwerwiegende Nebenwirkungen der in Deutschland und der EU zugelassenen COVID 19-Impfstoffprodukte sind sehr selten (<10 bei 100.000 Impfdosen) und waren nicht vorhersehbar, so der PEI-Präsident.
Für die Zukunft, sagte Prof. Cichutek, sind wir besser gewappnet, falls die in der Bevölkerung durch Impfung und Erregerkontakt hergestellte Immunität durch neue Coronavirus-2-Varianten unterlaufen werden sollte. Man sei jetzt durch Anwendung der fortschrittlichen mRNA-Technologie, die schnelle Varianten-Adaption der Impfstoffe z.B. in Form bivalenter COVID-19-Impfstoffprodukte, schnellere Verfügbarmachung angepasster Impfstoffe und sensitiver Antigenschnelltests noch besser vorbereitet als bisher. Zukünftig könne er sich jährliche Auffrischungsimpfungen gegen COVID-19 für vulnerable Bevölkerungsgruppen vorstellen.
Die Stiftung für Arzneimittelsicherheit bedankt sich ausdrücklich für diesen sehr informativen Vortrag. Weitere Details zum Vortrag von Prof. Cichutek finden Sie hier.
P.S. Der nächste Vortrag in der Vortragsreihe „Vom Umgang mit Nebenwirkungen der Corona-Impfungen“ wird die möglichen Lehren aus der Pandemie aus ethischer Sicht beleuchten. Prof. Wolfram Henn, Medizinethiker, Leiter der Humangenetischen Beratungsstelle an der Universität des Saarlandes in Homburg an der Saar und Mitglied u.a. der Deutschen Ethikrates, wird voraussichtlich am 11.07.2023, 20:00 Uhr, diesen sicher auch sehr interessanten Vortrag halten.