Der mit 10.000 Euro dotiere Ulrich-Schwabe-Medienpreis 2025, der Beiträge rund um die Arzneimittelsicherheit auszeichnet, wird diesmal zu drei Teilen vergeben: An Journalistinnen und Journalisten, die die Anwendung und Einsatz von gängigen Medikamenten in Deutschland hinterfragen und deren „off-label-use“ kritisch beleuchten. Die Preisverleihung an Vertreterinnen und Vertreter von „Der Spiegel“ und den Sendungen „ZDF – Die Spur“ und „NDR – STRG_F“ findet am Freitag, den 24.10.25 um 15.00 Uhr in Presse-Club München statt.
Der Ulrich-Schwabe Medienpreis in der Kategorien Print geht dieses Jahr an einen Artikel, der sich mit dem Medikament L-Tyroxin beschäftigt – das in Deutschland großflächig bei Schilddrüsenunterfunktion im Einsatz ist, und hilft, wenn sie Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone produziert. Die Spiegel-Autorin Marthe Ruddat hinterfragt in einem fundiert recherchierten Beitrag den Langzeiteinsatz von L-Tyroxin: Viele Patienten, die L-Tyroxin einnehme, bräuchten es gar nicht. Statt die Notwendigkeit und die Dosierung regelmäßig zu überprüfen, verlängern viele Ärzte einfach das Rezept nach drei Monaten ohne Kontrolle.
In der Kategorie Audio/Video teilen sich zwei TV-Beiträge dieses Jahr das Preisgeld. Die ZDF-Autoren Steffi Unsleber und Jochen Breyer gehen in einer sehr emotionalen Folge der ZDF-Reihe „Die Spur“ Todesfällen im Kreissaal nach und hinterfragen unter dem Titel „Geburt mit Todesfolge – Warum musste Rita sterben?“ den unsachgemäßen Einsatz des Wirkstoffs Misoprostol bei der Geburtseinleitung. An zwei Beispielfällen wird detailliert belegt, wie Misprostol leichtfertig zum Einsatz kommt, ohne dass die Indikation zuverlässig erfüllt ist. Bei der Konfrontation eines Geburtsmediziners mit den Recherchen wird dann das ganz Ausmaß des Problems sichtbar. Ein Film der Gänsehaut hinterlässt.
Das Team der NDR-Sendereihe von STRG_F erhält für den Film „Geheime Abtreibung mit illegalen Pillen“ die andere Hälfte des Preisgeldes in der Kategorie Audio/Video. Die Autorinnen Lia Gavi und Saida Belaatel zeigen klarer Haltung und Schrecken auch vor unangenehmen Wahrheit nicht zurück. Überraschend und schockierend für die Jury war hier, wie leicht man per Online-Bestellung an Tabletten mit den Wirkstoffen Mifepriston und Misoprostol gelangen kann, die dann illegal per Selbstmedikation als Abtreibungstabletten eingesetzt werden können.
„Beides sind außergewöhnlich emotionale Reportagen, bei denen man das Leid der Betroffenen mitfühlt,“ meint dazu die Vorsitzende der Stiftung für Arzneimittelsicherheit, Prof. Ulrike Holzgrabe. “Gerade deshalb muss die Anwendung von Arzneimitteln und Wirkstoffen immer wieder kritische hinterfragt werden.“ Prof. Ulrike Holzgrabe ist Professorin emeritus des Lehrstuhls für Pharmazie und Medizinische Chemie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und wird am Freitag zusammen mit anderen Vorstandsmitgliedern die Preise an die anwesenden Autorinnen und Autoren in München am Rande der Medientage im Presseclub offiziell überreichen.
Über Berichterstattung zur Preisverteilung freuen wir uns!
