Zum ersten Mal wird der Ulrich-Schwabe-Medienpreis für exzellente Berichterstattung rund um das Thema Arzneimittelsicherheit vergeben. Aus einer Vielzahl von Bewerbungen wurden folgende Gewinner des Ulrich-Schwabe-Medienpreises 2022 ausgewählt, der je Kategorie mit 5000.-€ dotiert ist:
Kategorie Print/Online
Der Preis wurde von der Jury auf zwei herausragende Arbeiten verteilt: Christoph Cadenbach für den Artikel „Alleingelassen“ über das Thema Impfnebenwirkungen und dem Umgang damit, erschienen im Magazin der Süddeutschen Zeitung sowie Martin Rücker für seinen Online-Artikel „Weshalb Titandioxid trotz Sicherheitsbedenken noch jahrelang zigtausenden Arzneimitteln beigemischt werden darf“, veröffentlicht auf medwatch.de.
Kategorie Audio/Video
Die Auszeichnung erhält Dr. Till Rüger für seine Dokumentation „Gras auf Rezept – Medizinisches Cannabis im Kreuzfeuer“, die im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde.
Christoph Cadenbach hat in seinem anschaulichen und allgemeinverständlichen Artikel anhand eines Falles die medizinischen, juristischen und bürokratischen Hürden im Umgang mit Impfnebenwirkungen sehr differenziert dargestellt. Obwohl er selbst bekennender Impfbefürworter ist, hat er über einen langen Zeitraum das Schicksal eines Betroffenen begleitet und dessen zunehmende Verzweiflung angesichts fehlender oder zu langsamer Unterstützung verdeutlicht. Angemessene Unterstützung ist für die Arzneimittelsicherheit wichtig. Denn die Akzeptanz von Impfungen hängt auch davon ab, wie transparent mit Nebenwirkungen umgegangen wird und wie schnell Betroffene Hilfe erhalten.
Martin Rücker hat in seinem Artikel die Risiken des Zusatzstoffes Titandioxid in Arzneimitteln aufgezeigt und die Problematik von verschiedenen Seiten beleuchtet. Während Titandioxid in der Lebensmittelindustrie verboten ist, wird es als Hilfsstoff weiterhin breit bei der Herstellung von Arzneimitteln eingesetzt. Dabei könnte Titandioxid, allerdings mit einem gewissen Aufwand, längerfristig einen entsprechenden Willen der pharmazeutischen Industrie und behördliches Handeln vorausgesetzt, ersetzt und ausgetauscht werden. Eine wichtige Aufgabe, die der Autor thematisiert hat – ganz im Sinne der Arzneimittelsicherheit und der Patienten.
Lobend von der Jury erwähnt, wird der Artikel von Marius Penzel, der sich mit dem Phänomen „Wenn Influencer für Arzneimittel werben“ auseinandersetzt (veröffentlicht auf medwatch.de). Diese moderne und kaum reglementierte Art der Werbung gefährdet zunehmend die Arzneimittelsicherheit und sollte stärker in den Focus der Aufsichtsbehörden rücken.
Im Bereich Video/Audio geht der Preis an Dr. Till Rüger für seine umfassende Dokumentation über den Einsatz und das Geschäft mit medizinischem Cannabis. Er hat sich länderübergreifend mit den überzogenen Hoffnungen oft schwer erkrankter Patient:innen, mit überhasteten politischen Entscheidungen, mit fehlenden arzneimittelrechtlichen Standards und den geschäftlichen Erwartungen weltweit agierender Produzenten auseinandergesetzt und so ein komplexes Bild der Einflüsse auf die Arzneimittelsicherheit bei medizinischem Cannabis gezeichnet, das uns lehrt, wachsam zu bleiben. Eine sehenswerte Dokumentation, findet die Jury.
Jurymitglieder des Ulrich-Schwabe-Medienpreises 2022 sind in alphabetischer Reihenfolge Peter Ditzel (Apotheker, Herausgeber der Deutschen Apotheker Zeitung), Brigitte M. Gensthaler (Apothekerin, Leiterin des Ressorts Titel der Pharmazeutischen Zeitung, Avoxa-Mediengruppe), Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe (Hochschullehrerin mit zahlreichen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Arzneimittelqualität und Arzneimittelfälschungen), Dr. Franz Stadler (Apotheker, Autor des Buches „Medikamenten Monopoly“ und vieler Artikel in Fach- und Laienpresse) und Caroline Walter (Journalistin und Buchautorin („Patient im Visier“) mit zahlreichen Veröffentlichungen von Investigativrecherchen aus dem Bereich Medizin/Gesundheit).
Die feierliche Preisübergabe findet am 08.09.2022, ab 11:00, im Eisenhowersaal der Goethe-Universität in Frankfurt/Main statt. Pressevertreter sind herzlich eingeladen.
Informationen zu den prämierten Beiträgen, zu den diesjährigen Preisträgern und den Mitgliedern der Jury finden Sie unter https://www.stiftung-arzneimittelsicherheit.de/ulrich-schwabe-medienpreis/